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Schuhkonstruktion
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Brandsohle – Tragendes Bauteil des Schuhaufbaus
Die Brandsohle ist ein zentrales, tragendes Element im inneren Schuhaufbau und bildet die stabile Basis, auf der der Fuß steht und auf die das Obermaterial aufgeleistet wird. Sie liegt direkt unter der Innensohle bzw. Einlegesohle und verbindet den Schaft konstruktiv mit der späteren Laufsohle. In vielen Macharten – insbesondere bei klassischen, genähten Konstruktionen – ist sie das funktionale Kernstück, das die Form, Stabilität und Haltbarkeit des gesamten Schuhs wesentlich beeinflusst.
Traditionell wird die Brandsohle aus Leder gefertigt, das zugleich stabil, feuchtigkeitsregulierend und formbar ist. In modernen Schuhkonstruktionen kommen jedoch auch Faserstoffe, mehrschichtige Verbundmaterialien oder thermoplastisch verstärkte Kunststoffe zum Einsatz. Ihre Stärke, Festigkeit und Flexibilität variieren je nach Einsatzzweck: robuste Business-Schuhe besitzen oft eine festere, dickere Brandsohle, während flexible Alltagsschuhe oder Kinderschuhe leichtere und biegsamere Varianten verwenden.
Über die Brandsohle werden viele konstruktive Elemente des Schuhs definiert: Sie dient als Fixpunkt für Obermaterial und Futter, sie bestimmt die Biegesteifigkeit im Vorfußbereich und sie bildet die Grundlage für Macharten wie rahmengenäht, Blake/durchgenäht, AGO oder gezwickt. In genähten Schuhen verlaufen die eigentlichen tragenden Nähte durch oder entlang der Brandsohle; bei geklebten Konstruktionen übernimmt sie vor allem eine stabilisierende Rolle innerhalb des Sohlenaufbaus.
In der Schuhtypologie gilt die Brandsohle als grundlegendes Strukturbauteil, das maßgeblich die Form, Stabilität und Funktionalität eines Schuhs bestimmt und je nach Machart unterschiedlich stark in die Konstruktion eingebunden ist.
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Sachetto – Flexible Machart mit einliegender Innenkonstruktion
Die Sachetto-Machart ist eine aufwendig gearbeitete, besonders flexible Schuhkonstruktion, die ihren Ursprung im traditionellen italienischen Schuhhandwerk hat. Charakteristisch ist der weiche, sackartige Innenaufbau, der dem Schuhtyp seinen Namen gibt („sacchetto“ = kleines Säckchen). Dabei wird das Innenfutter wie ein durchgehender Ledersack geformt, der ohne harte Verbindungsstellen den gesamten Innenraum des Schuhs auskleidet. Dieser Ledersack wird anschließend mit dem Obermaterial vernäht, wobei die Nähte nach innen verlegt und so verarbeitet werden, dass sie im Schuh kaum spürbar sind.
Im Gegensatz zu klassischen Macharten besitzt die Sachetto-Konstruktion keine separate Brandsohle im konventionellen Sinne. Stattdessen wird die flexible Innenstruktur direkt mit der späteren Laufsohlenkonstruktion verbunden. Dadurch entsteht ein besonders weiches, biegsames und anpassungsfähiges Laufgefühl, da weniger steife Elemente zwischen Fuß und Boden liegen. Der Schuh passt sich durch die flexible Innenkonstruktion sehr gut dem Fuß an und ermöglicht ein nahezu nahtfreies Innenvolumen.
Die Sohle wird entweder direkt verklebt oder zusätzlich vernäht, wobei die Machart selbst unabhängig von der äußerlich sichtbaren Sohlenverbindung bleibt. Durch die Verwendung von feinen, weichen Ledern für die Innenkonstruktion können Sachetto-Schuhe trotz ihrer geschlossenen Bauweise eine außergewöhnlich hohe Beweglichkeit und Trageflexibilität bieten.
In der Schuhtypologie zählt die Sachetto-Machart zu den besonders flexiblen, komfortorientierten Verarbeitungsformen, die sich durch ihren sackartigen Innenaufbau und das Fehlen klassischer, starrer Konstruktionselemente von anderen Macharten klar unterscheiden.
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Einlegesohle (Wechselfußbett)
Herausnehmbares oder festes Bauteil, das über der Brandsohle liegt.
Eigenschaften:
– Dämpfung
– Feuchtigkeitsmanagement
– Anpassung der Passform
– Materialien: EVA, PU, Kork, Leder
Unterschied:
Orthopädische Einlagen sind formgebend, Standard-Einlagen eher komfortorientiert. -
Zehenkappe
Ein stabilisierendes Teil im Vorderfußbereich, das die Form der Zehenpartie erhält.
Eigenschaften:
– Verhindert Materialverformung
– Gibt Zehenraum definierte Form
– Steuert Schuhprofil
Unterschied:
Bei Sportschuhen flexibler; bei Business-Schuhen stabiler. -
Fersenkappe (Hinterkappe)
Ein stabilisierendes Element im hinteren Schuhbereich, eingearbeitet zwischen Obermaterial und Futter. Sie wird bei verschiedenen Schuhgrößen teilweise mit gradiert und ist somit ein wichtiger Baustein für eine gute Passform.
Eigenschaften:
– Stabilisiert die Ferse
– Verbessert Passform
– Erhöht Seitenhalt
– Materialien: Thermoplasten, Lederfaser, Kunststoff
Unterschied:
Weiche Kappen für flexible Schuhe, harte Kappen für formale Schuhe. -
Zwienaht-Konstruktion
Eine sichtbare Naht zwischen Sohle und Obermaterial, oft bei Boots.
Eigenschaften:
– Robuste Verbindung
– Dekoratives Element
– Zusätzliche Stabilität
Unterschied:
Kann funktional (durchgenäht) oder rein dekorativ sein (Scheinzwienaht). -
California-Machart
Eine Kombination aus Strobel und zusätzlicher Stabilisierung: Das Obermaterial wird per Strobelnaht befestigt, die Sohle aber zusätzlich verstärkt oder seitlich vernäht.
Eigenschaften:
– Flexibel und zugleich stabiler als Strobel
– Häufig bei hochwertigen Sneakern und Kinderschuhen
Unterschied:
Stabiler als Strobel, aber nicht so schwer wie rahmengenäht. -
Opanka-Machart
Eine Machart, bei der Obermaterial, Brandsohle und Laufsohle gleichzeitig in einem Stich durchstochen und vernäht werden.
Eigenschaften:
– Sehr flexibel
– Optisch sichtbare umlaufende Naht
– Natürlicher, handwerklicher Look
Unterschied:
Im Gegensatz zur Strobel-Machart erfolgt die Verbindung genäht, nicht geklebt oder segmentiert. -
Rahmengenähte Machart (Goodyear Welted)
Bei dieser traditionellen Machart wird das Obermaterial mit einer Brandsohle und einem umlaufenden Rahmen vernäht. Die Laufsohle wird anschließend separat mit dem Rahmen vernäht oder verklebt.
Eigenschaften:
– Sehr stabil und formhaltig
– Sehr gute Reparaturfähigkeit
– Langlebig, hochwertig
– Weniger flexibel, relativ schwer
Unterschied:
Der Rahmen erzeugt einen dreiteiligen Aufbau (Schaft – Rahmen – Sohle), der Reparaturen erleichtert und die Formstabilität erhöht. -
Durchgenähte Machart (Blake, McKay)
Bei durchgenähten Konstruktionen wird die Sohle von innen nach außen komplett vernäht. Der Faden geht durch Brandsohle, Obermaterial und Laufsohle.
Eigenschaften:
– Sehr flexible Schuhe
– Flache, leichte Konstruktion
– Weniger stabil als rahmengenähte Schuhe
– Reparatur möglich, aber teils aufwendig
Unterschied:
Anders als bei rahmengenähten Schuhen gibt es keinen zusätzlichen Rahmen zwischen Schaft und Sohle.